Eine Gabe – Segen und Fluch zugleich?!
Norbert Paul
Immer wieder höre ich Menschen sagen, sie hätten eine Gabe, eine die anderen Menschen guttun würde, und ihnen selbst
tut das auch gut, und deshalb beglücken sie jeden der es möchte mit ihrer besonderen Gabe.
Manche tragen das wie ein Plakat vor sich her - schaut, ich habe eine Gabe, andere flüstern es einem zu, als würden sie Dir ein Geheimnis anvertrauen, manche haben endlich was „Besonderes“ für sich gefunden das sie mitteilen wollen, einige fragen sich was soll ich damit, einige wenige lehnen sie rund heraus ab, doch jene, die es aus welchen Gründen auch immer zulassen, verbinden damit den Schein des Besonderen, des Einzigartigen, des Übersinnlichen.
Die Gründe mit einer Gabe andere Menschen zu beglücken sind vielfältig, beinahe so vielfältig, wie es Menschen gibt, sollte man meinen. Doch meistens ist das Ego der Hauptgrund, oder die eigene Suche nach einem Sinn im Leben, manche finden scheinbar Halt dadurch (neben dem alltäglichen Chaos), wieder andere machen es, weil diese Gabe sie über andere erhebt, sie anderen gegenüber zu etwas Besonderem macht, ihnen Macht über andere verleiht, weil es sie vortrefflich von ihnen selbst ablenkt und und und.
Doch da ist nichts Besonderes, denn Gaben haben wir alle, ebenso wie Talente, mehr oder weniger ausgeprägt, mehr oder weniger nutzbringend und/oder konstruktiv. Die meisten Menschen ignorieren sie erziehungs- und zivilisationsbedingt, vertrauen nicht ihren Wahrnehmungen, haben Angst für irre gehalten zu werden wenn sie das zulassen und darüber reden, und nicht wenigen ist es einfach egal oder zu anstrengend dem nachzugehen. Vielleicht glauben aus diesen Gründen jene, die das dann mal zulassen, es sei was Besonderes eine Gabe zu haben.
Doch der entscheidende Punkt ist nicht, ob man eine Gabe hat und zu ihr steht, sondern wie man damit umgeht und was man daraus macht. Es ist wie mit dem Talent, ein Talent zu haben, beispielsweise für das Malen oder Turnen, ist nett, doch wenn man nichts daraus macht, es nicht schult und entwickelt, ist es so, als hätte man keines, kommt dieser Mensch kaum über die Mittelmäßigkeit hinaus, ist es wie „Perlen vor die Säue geworfen“.
Da die Gaben, von denen ich hier spreche, oft als Behandlungen, „Energie-Transpher“, Heilung, Linderung von Leiden benannt werden, also Menschen andere Menschen „behandeln“, sollte dies mit einer besonderen Verantwortung von Seiten desjenigen mit der Gabe verbunden sein. Doch meine Erfahrung mit diesen Menschen, die den Großteil der Eso-, Spiri- und alternativen Szene bilden, hat gezeigt, dass all zu oft genau das Gegenteil der Fall ist und man eine Frage nie stellen darf: Weist Du, was Du da genau machst?
In Sekundenbruchteilen schießt dem befragten Menschen die Zornes- / Peinlichkeitsröte ins Gesicht und er bewirft einen mit Sprüchen wie: Wer heilt, hat recht (o.k. wie auch immer)! Wenn es anderen guttut, muß es gut sein (ist das so)! Ich arbeite rein intuitiv (als ob das eine Qualifikation sei)! Ich arbeite in Anbindung an die göttliche / ursprüngliche / himmlische Blabla Kraft! Das bin nicht ich, das fließt nur durch mich hindurch (ja was denn)! Das läuft über die geistige Welt (welche)! Das kommt aus dem Herzen, dass kann nur gut sein (weil das Herz per se gut ist)! Du bist zu verkopft, wenn Du nach Erklärungen suchst (o.k. kein Bock auf Lernen und Verstehen)! Blablabla, und so weiter und so fort.
Die Natur und Schöpfung ist bei all ihrer Fülle und ihrem Überfluss, ihrer Vielfalt und Kreativität, dennoch auf das Wesentliche optimiert, in klarer Struktur und Ordnung sowie den Freiräumen und ist erklärbar und verstehbar. Wenn die Schöpfung uns ein so großes abstraktionsfähiges Hirn verpasst hat, dann nicht ohne Grund, und der liegt offensichtlich darin, es zu benutzen, indem wir lernen und bemühen zu verstehen, bewusst zu werden und zu entscheiden und uns zu entwickeln.
Das gleiche gilt auch für Talente und noch mehr für eine Gabe, besonders wenn man damit andere Menschen beglücken möchte. Gerade in diesem Falle sollte doch der Selbstanspruch eines jeden der sein, genau heraus zu finden, was diese Gabe ist, was sie tut, was sie mit den anderen Menschen macht und wann sie schöpfungskonform und wann schöpfungswidrig wirkt, eine Meisterschaft (wie immer man das nennen mag) darin anzustreben, sich mit dieser Gabe und den Zuständen anderer Menschen möglichst gut auszukennen. Schulmedizinisch gesehen will ja auch keiner an einen Stümper geraten, sondern an einen kompetenten Facharzt.
Leider ist oft das Gegenteil der Fall, was irgendwie auch zu verstehen ist, denn es erfordert Geduld und Arbeit sich das zu erarbeiten. Das Aufbauen von Wissen, Kenntnissen und Fähigkeiten, mit diesen erst einmal im Kleinen zu experimentieren und zu arbeiten, um dadurch Erfahrungen zu sammeln, diese sich zu Erkenntnisse verdichten zu lassen und dann aus Einsicht zu entscheiden, booooaaa, dass ist Arbeit, und kostet erst einmal Zeit, so lange kann das Ego nicht warten, und oft auch nicht die Geldbörse.
Deshalb ist diese Eso-, Spiri-, Schaman-, Alternativ-Szene so, wie sie ist. Da wird rumbehandelt was das Zeug hält, nur Fragen, was da genau getan wird, darf man nicht, oder erhält haltlose und unspezifische Antworten wie oben beschrieben. Auch was sich durch eine Behandlung genau im realen Alltag verändert hat, ist eine eher nicht so passende Frage an die Behandelten. Im ersten Anschein sind alle Licht und Liebe und mit dem Herzen verbunden. Beim zweiten Blick erkennt man eine unglaubliche Empathielosigkeit, Kälte, Distanziertheit, Ich-Bezogenheit, Weltfremde, ein unbeteiligt sein (alles ist gut so wie es ist), ein erschreckendes unberührt sein, die eigenen Prozesse stehen im Mittelpunkt und verlangen alle Aufmerksamkeit und Energie, und natürlich das Ansehen, die Reputation und das eigene Auskommen in diesem Themenumfeld. Letztendlich ist sie nur ein Abbild der konventionellen Welt nur mit anderen Themen, doch den gleichen Methoden, die jedoch auf Grund der speziellen Themen und Inhalte nicht so schnell erkennbar sind.
Warum thematisiere ich das gerade jetzt, ganz einfach, weil es mir immer wieder schöpfungswidrig begegnet und davon betroffene Menschen hilfesuchend kontaktieren.
Also denkt mal darüber nach, wenn sich eine Gabe zeigt, rennt nicht gleich los und glaubt damit die Menschheit beglücken zu müssen, werdet erst einmal der Mensch, der am meisten darüber erfahren und erforscht hat, sich am besten damit auskennt und die meisten Erfahrungen damit gesammelt hat. Wenn sich dann noch zeigt, dass es mit all dem Wissen, den Kenntnissen, Fähigkeiten, Erfahrungen und Erkenntnissen noch immer euer Herzenswunsch ist damit und mit anderen Menschen zu arbeiten, dann tut es aus dieser Einsicht heraus, dann ist es wirklich zum Wohle und Besten aller. Die wirklich hilfreichen Menschen, jene die verstanden haben und vom Hauch der Weisheit gestreift wurden, sie alle sind diesen anstrengenden Weg gegangen, durch Krisen, durch tiefe Täler, durch Erlebnisse welche die anderen nicht haben wollen, haben Höhenflüge erlebt, ohne abzuheben, sind voll mit Lebenserfahrung. Ja, die gibt es wirklich und Du könntest vielleicht dazu gehören, wenn es auch mal schwer sein darf ;-)
Doch letztendlich ist alles gut so, wie es ist und eh nur dazu da, damit wir daraus lernen ;-)
In diesem Sinne,
nur das Echte zählt,
lebt es wild und frei,
in Liebe und Achtsamkeit,
und lernt es zu behaupten!
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