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Die Rauhnächte - zwischen Tradition, Aberglaube, Wunschvortellung und Realität

Die Rauhnächte - zwischen Tradition, Aberglaube, Wunschvortellung und Realität

Immer wieder bekomme ich Fragen zu den Rauhnächten, der sogenannten Zeit zwischen den Jahren gestellt, und weshalb ich eine so "andere" Sicht dazu habe. Hier nun eine kurze Erklärung dazu. In der Regel gehen manche bei den Rauhnächten von ...

12 Tagen ab der Wintersonnenwende und andere ab dem christlichen "Heiligabend" aus. Als Begründung und Herleitung der Rauhnächte werden "alte" Traditionen und Mythologien bemüht, wonach dies die Zeit zwischen den Jahren ist. Die Schleier zwischen den Welten sollen da besonders dünne sein, sodaß beispielsweise Odin/Wotan mit seinen Wilden Horden übers Land fegt und jeden mit sich nimmt der sich aus dem Hause wagt, und vieles mehr.

Heute wird ihnen eine besondere Bedeutung hinsichtlich der Vorbereitung auf das neue Jahr zugewiesen und jede Menge Regeln und Rituale kund getan, was in diesen 12 Tagen/Nächten zu tun ist, damit es ein erfolgreiches Jahr wird. Und natürlich gibt es mehr oder weniger übereinstimmende Traditionen die überliefert oder sogar bruchstückhaft noch lebendig sind, vornehmlich in ländlichen Gebieten. Was allen Traditionen und Definitionen gemeinsam ist, ist die Bedeutung der Rauhnächte als Zeit zwischen den Jahren. Doch kaum einer fragt sich: Welche Jahre sollen da verbunden werden? Welche Jahre gibt es überhaupt? Wieso gibt es mehr als ein Jahr? Warum liegen immer genau 12 Tage zwischen diesen Jahren? Gibt es eine realen Bezug oder ist das nur Aberglaube und Wunschvorstellung? Nein, zu diesen 12 Tagen als "Zeit zwischen den Jahren" gibt keinen Realbezug, keine wie auch immer gearteten Jahre die dadurch verbunden werden, weder natürliche noch künstliche, absolut keine. Und dennoch gibt es eine tatsächliche Zeit zwischen den Jahren, doch die hat nichts, aber auch rein gar nichts mit der hier als Rauhnächte bezeichneten Zeit zu tun. Vor der Kalenderstandardisierung zu einem von natürlichen Ereignissen losgelöstem "Terminkalender", waren sogenannte Mond- und/oder Sonnenkalender in Gebrauch, und das teilweise noch bis weit ins sechzehnte Jahrhundert hinein. Und genau hier finden wir die echte, tatsächliche Zeit zwischen den Jahren. Gemeint sind das Sonnenjahr und das Mondjahr, die durch ihren jeweiligen, nahe beieinander liegenden Neubeginn, verbunden werden. Die Zeit zwischen dem Neubeginn des Sonnenjahres und dem des Mondjahres, ist die tatsächliche "Zeit zwischen den Jahren". Der Neubeginn des Sonnenjahres ist die Wintersonnenwende und der des Mondjahres, ist der Neumond, welcher der Wintersonnenwende am nahesten steht, denn der Neumond ist immer auch der Beginn einer neuen Mondphase. In dieser Konstellation haben wir eine echte und real existierende "Zeit zwischen den Jahren". Und wie so vieles in der Natur, ist diese Zeit nicht immer gleich, sondern bewegt sich um die Wintersonnenwende herum, und das auch noch mit unterschiedlichen Zeitabständen. Diesen unsteten natürlichen Prozessen zu folgen ist sehr schwierig und aufwendig und war früher meist nur "kundigen" möglich gewesen. Eine Standardisierung, auch wenn sich damit von den natürlichen Ereignissen entfernt und losgelöst wird, macht da natürlich vieles einfacher. Genau darin lag letztendlich der Erfolg des julianischen und des gregorianischen Kalenders. Wenn in jedem Jahr alle Ereignisse zum gleichen Termin stattfinden, ist das für alle einfacher und lässt weniger Spielraum für "Fehler". Auf diese Weise haben sich zahlreiche von den natürlichen Ereignissen losgelöste Traditionen entwickelt, deren tatsächlicher Ursprung mit der Zeit verloren ging und umgedeutet wurde. Zwar sind diese zwölftägigen Raunächte nun nicht die echte "Zeit zwischen den Jahren", doch sind sie ein wertvolles und sinnvolles Ritual, mit dem man das alte Jahr abschließen und das neue Jahr vorausdenken und vorbereiten kann, was aus meiner Sicht eine wirklich gute und auch wichtige Sache ist. Und sie liegt nicht zufällig in einer Jahreszeit, in der auch unsere Vorfahren eine Auszeit genossen und Raum hatten, sich solche Gedanken zu machen. Auch wenn im laufenden Jahr dann einiges anders kommt als man geplant hat, so wird es, gerade in unserer "kurzlebigen Zeit" etwas mehr Bestand und Stabilität aufweisen, etwas besser "auf Kurs" bleiben, wenn es auf diese Weise vorbereitet wurde. Ich nutze heute beides, die "Zeit zwischen den Jahren" und die Rauhnachtrituale, und ich habe für mich festgestellt, dass durch das bewusste Leben und Erleben der "Zeit zwischen den Jahren", meine Jahresvorbereitungsrituale namens Rauhnächte deutlich an Kraft, Klarheit und Intensität gewonnen haben. Es ist ein neuer und zeitgemäßer Umgang mit den tatsächlichen Ereignisse in der Schöpfung und einem sinnvollen Konzept der Jahresvorbereitung entstanden, welches dem Ursprung, wie auch dem Neuen, Rechnung trägt. In diesem Sinne wünsche ich eine intensive Zeit zwischen den Jahren und bedeutsame Rauhnächte. Mit herzlichen Grüßen, Norbert

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